Energiewende auf der schwäbischen Alb

08.11.2012

150 Euro Heizkosten pro Jahr und ein Tank voll Sonnenwärme deckt 65 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs

Jetzt wird es ernst für das Einfamilien-Sonnenhaus im schwäbischen Hechingen: Fertig gestellt im Sommer, fährt es in diesen Wochen die „Sonnenernte“ ein, die während des Winters zum Heizen genutzt wird. Selbst im Oktober heizt die Sonne den Solartank des Hauses auf 65 bis 75°C. Seine Größe ist ausreichend, um das gesamte Haus über Tage und Wochen mit Wärme für Heizung und Warmwasser zu versorgen. Für den restlichen Bedarf kommt der heimische Rohstoff Holz zum Einsatz. Insgesamt liegt der Primärenergiebedarf des Zweifamilienhauses mit 10 kWh pro Quadratmeter und Jahr um 90 Prozent unter dem von der Energieeinspar-Verordnung zugelassenen Wert. Dies wird derzeit von fast keinem anderen Gebäudekonzept erreicht.

Rund 65 Prozent seines Jahreswärmebedarfs deckt das Haus mit dem kostenfreien und krisensicheren Rohstoff Sonne. Nach den Standards des Sonnenhaus-Instituts nutzt es die Sonnenenergie ohne Umwege als Wärmequelle und stellt sie direkt zum Heizen und für die Warmwasserbereitung zur Verfügung. Dafür sammelt eine 19,2 Quadratmeter große, nach Süden ausgerichtete Kollektorfläche die Sonnenwärme. Statt wie üblich, die Kollektoren auf dem Dach zu montieren, haben sich die Solarspezialisten aus Hechingen etwas Besonderes ausgedacht: Der modernen, klar strukturierten Architektur folgend, stellen sie Röhrenkollektoren als transparentes, lichtdurchlässiges Element vor die Fassade. Um die optimalste Ausrichtung zur Sonne zu erhalten, sind die in den Röhren liegenden so genannten Finnen in einem 60° Winkel angebracht.

Sonne und Holz – Mit nur 150,- Euro Heizkosten energieeffizient durch das ganze Jahr. Bildquelle: Sonnenhaus Huber & Schelling GbR

Ein 5,2 Kubikmeter großer, zentraler Pufferspeicher lagert die von den Kollektoren gesammelte Wärme über Wochen und Monate ein und gibt sie in der sonnenärmeren Jahreszeit über Wandflächen- und Fußbodenheizungen individuell regelbar in die einzelnen Räume ab. Insgesamt profitieren rund 105 Quadratmeter Wohnfläche von der gespeicherten Sonnenwärme. Reicht diese in den sonnenärmsten Wochen einmal nicht aus, ergänzt ein 10 kW Pelletkessel die thermische Solaranlage. 80 Prozent seiner Leistung gibt dieser direkt an den Speicher ab. „Sonne und Holz sind eine optimale Ergänzung“, erläutert Frank Schelling, Geschäftsführer der Sonnenhaus Huber & Schelling GbR und Mitglied des Sonnenhaus-Instituts das Konzept. „In Zukunft decken wir so den Wärmebedarf über das gesamte Jahr hinweg mit regenerativen Energien. Nach unseren vorsichtigen Berechnungen werden wir mit nur 500 kg Holzpellets jährlich das ganze Haus behaglich und komfortabel heizen.“ Konkret bedeutet dies etwa 150 Euro Heizkosten pro Jahr.

„Dass alles super funktioniert, konnten wir bereits in den vergangenen Wochen feststellen“, fährt Schelling fort. „Der Tank wies im Monat Oktober ständig zwischen 65 und 75°C auf.“ Mit seinem Jahresheizwärmebedarf von insgesamt 32 kWh/m2a erfüllt dieses Haus auch in den kommenden Jahren alle Anforderungen an energieeffizientes Bauen. Hinzu kommt die qualitativ hochwertige, barrierefreie und Allergiker freundliche Ausstattung, die dieses Haus am Fuße der Burg Hohenzollern zu einem Erholung versprechenden Feriendomizil macht. Interessenten können in diesem Sonnenhaus Probebewohnen und sich so tage- oder wochenweise von dem hohen Komfort und den Vorzügen eines solarthermisch geheizten Hauses überzeugen.

Seit August 2012 kommt Bauherren von Mehrfamilienhäusern (ab drei Wohneinheiten) über diese Einsparungen hinaus eine Förderung durch das so genannte Marktanreizprogramm zugute. „Insbesondere die Erhöhung der förderfähigen Kollektorfläche auf eine Größe von bis zu 100m²,  statt der bisherigen Obergrenze von 40m², wirkt sich positiv für Sonnenhäuser aus“, erläutert Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus-Instituts. „So werden zukünftig solche Häuser noch interessanter, die Sonnenwärme nicht nur für die Bereitung von Warmwasser, sondern darüber hinaus auch zum Heizen nutzen möchten und daher eine größere Kollektorfläche benötigen.“ Der Sonnenhaus-Neubau in Hechingen wurde zwar nicht über das Marktanreizprogramm gefördert, sondern durch ein zinsgünstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau im Programm Energieeffizient Bauen.

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