Das Sonnenhaus-Institut verzeichnet seit Anfang März viele Anfragen von Hauseigentümern, die nun gerne in Energiefragen möglichst schnell möglichst autark werden wollen. Gleichzeitig werden wir gefragt, welche Lösung denn nun die beste/die „Richtige“ im Sinne des Vereins sei.
Unsere Antwort: das Sonnenhaus-Institut empfiehlt weiterhin uneingeschränkt die Solarthermie, genauso wie unsere „klassischen Sonnenhäuser“ mit ergänzender Holzheizung. Auch unsere politische Einflussnahme konzentriert sich auf eine Stärkung der Thermie.
Solarthermie und hohe Autarkie bleiben im Zentrum unseres Ansatzes
Denn unabhängig vom Sonnenhaus-Konzept mit seinem Autarkieansatz von 50 Prozent und höher sehen wir für die Energiewende ein breites Potential im Gebäudebereich, das die Solarthermie liefern könnte, ohne dass man „das Rad neu erfinden“ müsste. Warum das so ist, haben wir ausführlich in einem Interview bei Franz Alt erklärt. Wir empfehlen Ihnen, das hier (https://www.sonnenseite.com/de/wirtschaft/ueber-30-weniger-co2-bei-groesseren-wohngebaeuden-durch-foerderung-der-solarthermie/) nachzulesen.
Wärmepumpe plus PV und andere Alternativen
Für viele Anwendungen und Projekte ist aber der alternative Einsatz z.B. von – möglichst solargeführten – Wärmepumpen mit PV-Kollektoren durchaus sinnvoll. Ebenso ist eine Kombination möglich und es zeichnen sich auch neue Entwicklungen für möglichst hohe solare Deckungsraten der Energieversorgung bzw. Gebäudeheizung ab, so z.B. Brennstoffzellen mit PV-gespeister Wasserstoffelektrolyse und dessen Speicherung vom Sommer in den Winter.
Ein großes Problem in jeder Hinsicht ist der eklatante Mangel an Handwerkern. Im Prinzip sind 99% aller Heizungsbau-Betriebe schon durch den allgemeinen Bauboom bei weitem mehr als ausgelastet. Die Kapazitäten und die Bereitschaft, neue oder alternative Ansätze zu verfolgen, sind dementsprechend gering.
Strombasierte Lösungen in der Beobachtung
Die Diskussion um eine u.a. aufgrund des Handwerkermangels stark technikreduzierte Heizung mittels Infrarotstrahlung ist relativ neu. Energetisch sinnvolle Konzeptentwicklungen und Forschungsvorhaben hierzu sind noch nicht abgeschlossen. Wir finden den Ansatz der „Enttechnisierung“ vor dem aktuellen Hintergrund durchaus spannend und nachvollziehbar. Deshalb beobachten wir die Entwicklung, wie sie auch unser Vorstandsmitglied Prof. Timo Leukefeld aktuell durchführt, als ergebnisoffenen Prozess.
Dennoch bleibt bisher klar festzustellen: jede strombasierte Lösung zum Heizen von Gebäuden birgt im Moment noch einen gravierenden Unsicherheitsfaktor. Denn die Lastspitzen sind in den regenerativ gesehen kritischen Wintermonaten am höchsten. Dass das auch für die vielen Wärmepumpen gilt, soll hier ebenfalls nicht verschwiegen werden. Solange dies nicht anderweitig abgepuffert oder aufgefangen werden kann, muss sich heute jeder fragen, der den strombasierten Weg gehen will, ob die hohen Strommengen bei winterlichen Kältephasen mittelfristig überhaupt bereitgestellt werden können.
Speicherfähigkeit sorgt für mehr Unabhängigkeit und Resilienz
Unser klassisches Sonnenhaus fördert die eigene Autarkie und entlastet damit gleichzeitig die Stromnetze statt sie zu belasten. Durch seine hohe Speicherfähigkeit leistet des Sonnenhaus also einen wertvollen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit und Resilienz.
Wir vom Sonnenhaus-Institut haben damit seit fast 20 Jahren ein sehr sparsames und klimaschonendes Konzept verfochten und weiterentwickelt. Vor den aktuell dramatischen Umbrüchen entwickelt sich die Nachfrage und Attraktivität unseres Konzeptes wieder stark nach oben. Allerdings leidet auch das Sonnenhaus unter einem dramatischen Mangel an Fachkräften zur Umsetzung. Weiteres Manko: es fehlt ein industriell vorgefertigtes Standardsystem für Sonnenhäuser. Einige Mitglieder des Vereins versuchen seit Jahren in der Industrie Partner dafür zu gewinnen. Offensichtlich hatte man dort bisher lukrativere Auftragsbereiche.
Zielsetzung: vernetzte Energieversorgung für Quartiere und Kommunen
Im Moment gibt es einige Ansätze, die unsere Energieprobleme im Gebäudebereich minimieren können. Man muss bei einer Bewertung immer die Summe aller relevanten Aspekte wie Marktreife, Wirtschaftlichkeit, Akzeptanz und Bezahlbarkeit berücksichtigten. Die Frage welche Technologie skalierbar auf viele Projekte ist, und ob das dann ein Beitrag zur Energiewende sein kann, sollte stets geprüft werden.
Das Ziel kann nicht sein, viele Insellösungen aufzubauen, sondern eine vernetzte Energieversorgung für Wärme, Strom und Mobilität für Quartiere und Kommunen. Eine hohe Autarkiequote für Objekte oder Quartiere wird ein wertvoller Beitrag zur Steigerung der Versorgungssicherheit sein.
Wichtig ist aus unserer Sicht deshalb immer eine genaue Analyse der möglichen Optionen für das jeweilige Objekt bzw. Projekt und eine umfassende Beratung, Berechnung sowie Simulation durch einen versierten Fachmann, um zu einem optimalen Ergebnis im Sinne der nötigen Energiewende zu kommen.
Website-Text, 6.April 2022