Bautagebuch Sonnenhaus Starnberg: Sonne und Holz neu gedacht

Perspektive Süd-Ost So wird das Sonnenhaus aussehen. Das Dach wird fast komplett mit Photovoltaikmodulen bestückt. Quelle: Bernd Kerscher

Startschuss für das Bauprojekt war der Aushub Mitte September. Foto: Bernd Kerscher

Wenig später war die Bewehrung der Bodenplatte fertig. Foto: Bernd Kerscher

Im Landkreis Starnberg entsteht ein Massivholzhaus mit einer Sonnenhaus-Heizung. Die Wärme- und Strom-versorgung wird eine Photovoltaikanlage mit solar-stromgeregelter Wärmepumpe übernehmen.
Viel Holz und naturbelassene Materialien runden das ökologische Bau- und Energiekonzept ab.
Sonne und Holz: So knapp und prägnant lässt sich das Sonnenhaus-Heizkonzept auf den Punkt bringen. Dabei stand „Sonne“ bisher meist für die große Solarthermie-Anlage für die Wärmeerzeugung und „Holz“ für die Nachheizung mit einem Holzkessel. Bei dem Sonnenhaus, das Katharina K.* gerade im Landkreis Starnberg baut, bekommt das energetische Dream-Team eine neue Bedeutung.

Sonne und Holz in neuer Kombination

Denn hier steht Sonne für eine große Photovoltaikanlage, die in Kombination mit einer solarstromgeregelten Wärmepumpe umweltfreundlich Wärme und Strom erzeugt. Und Holz: Das steht für den Massivholzbau, den die Bauherrin sich wünschte. In unserem Bautagebuch berichten wir über das Projekt, das Mitte September mit dem Aushub begonnen hat und seither zügig vorangeht.

Das Einfamilienhaus mit integriertem Ein-Zimmer-Apartment hat Bernd Kerscher, Architekt aus Freising und Vorstandsmitglied im Sonnenhaus-Institut e.V., geplant. Als die beiden ins Gespräch kamen, wusste die Bauherrin schon genau, was sie wollte: So ökologisch wie möglich sollte ihr neues Eigenheim sein. Sie hatte sich deshalb schon für Massivholzbauweise mit einem leimfreien System mit Buchenholzschrauben entschieden.

„Zu Anfang haben wir über eine klassische Sonnenhaus-Heizung mit großer Solarthermie-Anlage und Holzofen nachgedacht“, sagt Kerscher. „Aber die Verschattungssituation und die flache Dachneigung sprachen dagegen.“ Im Süd-Osten des Gebäudes steht eine große Buche, die das Dach bis circa 11 Uhr verschattet.
Das flache Dach andererseits ist ein Gestaltungswunsch der Bauherrin. Einen solaren Deckungsgrad von 50 Prozent für die Wärmeversorgung zu erreichen, wie es die Definition des Sonnenhaus-Instituts verlangt, wäre daher kaum möglich gewesen.

Wärmepumpe statt Holzofen

Kerscher schlug daraufhin ein Energiesystem mit großer Photovoltaik-Anlage und solarstromgeregelter Wärmepumpe vor. Aus dem Kreise des Sonnenhaus-Instituts wurden schon mehrere solcher Sonnenhäuser gebaut. Mitglieder aus dem Kompetenznetzwerk für solares Bauen haben dafür ein System entwickelt, das dafür sorgt, dass bevorzugt Solarstrom für den Betrieb der Wärmepumpe genutzt wird. „Nur so ist das Heizen mit einer Wärmepumpe ökologisch“, erklärt Kerscher.
Das Energiesystem setzt sich so zusammen: Die Photovoltaikanlage wird eine Leistung von 9,28 kWp haben. Sie wird mit einer Luft-Wärmepumpe mit 11 kW Leistung kombiniert.
Die eigens für solche Anlagen von KHB-Creativ-Wohnbau und dem Ingenieurbüro REWATECH entwickelte Regelung „Creativ-Manager“ steuert die Anlage so, dass die Wärmepumpe mit Solarstrom arbeitet. Die Wärme wird in einem 3.000 Liter-Speicher zwischengespeichert. Damit der Solarstrom auch zeitversetzt genutzt werden kann, wird ein Photovoltaik-Speichersystem mit 9,8 kWh Speicherkapazität installiert.

93% Autarkie beim Haushaltsstrom

Mit diesem System kann die Bauherrin nach Berechnungen von Wolfgang Hilz, langjähriger Sonnenhaus-Experte und Gründungsmitglied des Sonnenhaus-Instituts, 62 % ihres Wärmebedarfs solar decken. Beim Haushaltsstrom soll sie einen Autarkiegrad von 93 % erreichen. Auch den Akku eines Elektroautos könnte sie mit eigenem Sonnenstrom laden.

Bei den Baumaterialien wurde darauf geachtet, dass sie so „wohngesund“ wie möglich sind. Zwei Drittel der fertigen Oberflächen sind Massivholzflächen. Nur da, wo kein Holz sichtbar sein soll, werden Vorsatzschalen oder abgehängte Decken eingebaut.
„Das Haus ist hochgradig ökologisch, CO2-neutral, autark, wohngesund und recyclingfähig“, resümiert Bernd Kerscher. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Haus nächstes Jahr im Sommer bezugsfertig sein.
* Name geändert

Unser Bautagebuch mit vielen Fotos der einzelnen Bauschritte finden Sie unter

www.facebook.com/Sonnenhaus.Institut/

Hausdaten mit beteiligten Firmen:
• Einfamilienhaus mit integriertem 1-Zimmer-Apartement (z.B. für Alters-Pflegekraft)
• Wohnfläche: ca. 175 m², nicht unterkellert
• Baubeginn: Mitte September (Aushub), Bodenplatte Mitte Oktober / Holzbau ab 12.11.2018
• leimfreie Massivholzbauweise „NurHolz“, Fa. Rombach / weitgehend fertige Sichtholzoberflächen
• Dämmung unter Bodenplatte: 30 cm Glasschaumschotter
• Massivholzaußenwand 18 cm / Außendämmung: Holzweichfaser 16 cm, Holzverschalung
• Decke über EG: leimfreie Brettstapeldecke / Dach Massivholzdach + Holzweichfaserdämmung 18 cm
• Zimmerei Karl Geiger, Wildsteig
• Simulation Heizung: Wolfgang Hilz / Installateur: Heizungs-Schmidt (von KHB Heilbronn)
• 36 Jinko-PV-Module mit gesamt 9,28 kWp Leistung
• Batteriespeicher VARTA, 9,8 kWh
• KHB-Wärmepumpen-Steuerung
• Wärmepumpe von Mitsubishi, 11 KW
• 3000 Liter-Speicher von Fa. Sirch (jeweils über REWATECH / Nitsch)
• durchgehend Fußbodenheizung
• SMA Home Manager HM-20
• Elektroinstallation komplett über Bus-System
• Schiedel Kingfire Grande S (in Kamin integrierter Kaminofen, ohne Wärmetauscher)
• dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung
• Architekt: Bernd Kerscher, Freising

Bautagebuch Starnberg Teil 1 vom 15.11.2018

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