Prof. Gerhard Mengedoht errichtet Sonnenhaus-Anbau, anstatt seinen Altbau energetisch zu sanieren. Mit der Solarheizung, die den Altbau über ein Nahwärmenetz mit Sonnenergie mitversorgt, kann er den fossilen Energieverbrauch um die Hälfte reduzieren und spart auch noch Geld für die Sanierung ein. Auf dem Würmtaler Energietag besucht Franz Alt die Familie.
Dr. Franz Alt, weltweit bekannter Autor und Referent, hat das Sonnenhaus unseres Mitglieds Prof. Gerhard Mengedoht besucht und ihm ein großes Lob ausgesprochen. Nachdem Alt auf dem Würmtaler Energietag Mitte März referiert hatte, war er bei Mengedoht zu Gast und übernachtete in dem Anbau, der als Sonnenhaus konzipiert ist und den Altbau sowie den Neubau mit Wärme versorgt. „Das Haus als Wärme- und Stromproduzent ist wirklich vorbildlich“, lobte Alt das Konzept und das Engagement von Mengedoht. Für den Professor im Institut für Energie- und Antriebstechnik (IEA) an der Hochschule Ulm hat sich mit dem Zusammentreffen mit Alt ein Traum erfüllt. „Ich verehre Franz Alt seit langem für sein unermüdliches Engagement für die Energiewende und für den Mut, den er immer bewiesen hat, schon damals, als er – zu der Zeit noch als Fernseh-Moderator – unbequeme Ansichten vertreten hat“, sagt er.
Über 3.000 Vorträge zur Energiewende hat der heute 79-Jährige gehalten und zahlreiche Bücher geschrieben. Mit dem Dalai Lama ist Franz Alt befreundet, von Michail Gorbatschow hat er das Buch „Kommt endlich zur Vernunft – Nie wieder Krieg!“ herausgegeben. Politiker und Politikerinnen wie Angela Merkel suchen seinen Rat. „Es war ein außerordentlich interessantes Gespräch an dem Abend im Sonnenhaus“, erzählt Mengedoht. Alt sei davon überzeugt, dass die Kernenergie keine Chance mehr habe, da niemand es bezahlen wolle. Außerdem habe er kritisiert, dass die Wärmewende und die Verkehrswende zu kurz kämen.
Neubau mit Sonnenhaus-Konzept
Auch Gerhard Mengedoht ist seit langem von dem Nutzen der Sonnenergie überzeugt, deshalb ist er auch Mitglied im Sonnenhaus-Institut e.V. geworden. Dies ist auch für auch für Privatpersonen möglich, die das solare Bauen und damit den Klimaschutz und die Energiewende unterstützen möchten.
Mengedoht hatte sich zum Ziel gesetzt, in seinem 2010 gekauften Einfamilienhaus (Baujahr 2002) in Gräfelfing bei München möglichst viel Energie mit der Sonne zu erzeugen. Bei seinem Altbau war wegen der flachen Dächer und der Verschattung durch hohe Bäume ein solarer Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent für das Heizen – das Kriterium für Sonnenhäuser – nicht möglich.
Als Ingenieur grübelte er über eine Lösung und fand sie: Auf dem unverschatteten Teil des Grundstücks – direkt neben dem Altbau – errichtete er 2013 einen Anbau, der nicht nur zusätzlichen Wohnraum schafft, sondern vor allem für die Nutzung der Solarenergie optimiert ist. Bei der Planung unterstützte ihn Wolfgang Hilz, Gründungsmitglied und langjähriger 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts.
Für die Nutzung der Solarenergie optimiert
Das neue Gebäude mutet ein wenig wie ein Turm an. Doch das ist seinem Zweck geschuldet. Es ist höher als der Altbau und aus der Baulinie von 39 Grad Südost auf 14 Grad Südost gedreht, um eine möglichst hohe Solareinstrahlung zu erhalten. Außerdem hat es ein für bayerische Verhältnisse außergewöhnlich steiles, in die Länge gezogenes Dach. Darauf sind 33 Quadratmeter Solarkollektoren und eine 17 Quadratmeter große Photovoltaikanlage (2,45 Kilowatt Leistung) montiert. Die steile Dachneigung ist notwendig, damit im Winter, wenn die Sonne tief steht, viel Wärme erzeugt werden kann.
Der Sonnenhaus-Anbau hat eine Grundfläche von 39 Quadratmetern und 89 Quadratmeter Wohn-/Nutzfläche. Drei neue Räume konnten hier – zusätzlich zum Wohnhaus – eingerichtet werden. Unter anderen hat der Hochschul-Professor hier sein Büro untergebracht. „Ich arbeite direkt neben dem Wärmespeicher“, sagt er zufrieden. So hat er sein Solarkonzept immer vor Augen. Der Pufferspeicher mit 7.250 Liter Fassungsvermögen speichert die Wärme von den Solarkollektoren. Für die Trinkwarmwasserbereitung gibt es einen separaten 500-Liter-Warmwasserspeicher, der schon im Bestandsbau vorhanden war.
Günstigere Sanierung als mit Dämmung
In dem Anbau gibt es keinen fossilen Wärmeerzeuger. Die Solarwärmeanlage versorgt den Neubau mit Wärme, und sie schickt über ein Nahwärmenetz Wärme in den Altbau. Wenn der Solarwärmespeicher im Winter leer ist, schickt der Gasbrennwertkessel im Altbau Wärme in den Neubau.
Für beide Gebäude zusammen hat Mengedoht „3-Liter-Haus“-Standard erreicht, den fossil erzeugten Energieverbrauch für Strom und Wärme für die vierköpfige Familie konnte er auf die Hälfte reduzieren. Damit hat er sein Ziel, in einem Sonnenhaus zu leben und zum Klimaschutz beizutragen, erreicht.
Aber er hatte auch einen finanziellen Vorteil durch die solare Sanierung. „Um die Wohnfläche zu erweitern, war diese Lösung finanziell deutlich attraktiver, als das Bestandsgebäude nachträglich vollständig auf Passivhausqualität zu dämmen“, hat Mengedoht errechnet. Allein die nachträgliche Fassaden-Dämmung des bestehenden Gebäudes hätte 60.000 Euro gekostet. Die Kosten für die Sonnenhaus-Heizung inklusive der Anbindung an den Bestandsbau lagen bei 38.000 Euro. Zusätzlich wird er die nächsten Jahrzehnte beträchtliche Energiekosten einsparen.
Von dem solaren Heizen begeistert, hat Mengedoht schon ein weiteres Projekt umgesetzt. Solarer Überschuss, der in den heißen Monaten des Jahres eventuell anfällt, kommt seit dem Sommer 2015 seinem Schwimmteich, einem Naturpool mit maximal 24 Grad Wassertemperatur, zugute. Als nächstes will er auf dem Altbau eine Photovoltaikanlage installieren lassen und diese auch gleich mit einem Stromspeicher koppeln. Man kann gewiss sein, dass ihm die Ideen, Sonnenenergie zu nutzen, nicht ausgehen werden.
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Messdaten von der Solarheizung können auf der Website des Sonnenhauses Gräfelfing eingesehen werden:
www.sonnenhaus-gräfelfing.de
Weitere interessante Informationen rund um die Energiewende gibt es auf der Sonnenseite von Franz Alt:
www.sonnenseite.com
Website-Text: 24.03.17