Mongolische Bauexperten besuchen Sonnenhäuser in Oberfranken

Gruppenfoto vor dem Hofer Sonnenhaus Foto: Fickenscher Architektur

Seit 2012 erhält das Hofer Sonnenhaus, Firmensitz und Wohnhaus unseres Mitglieds Uwe Fickenscher, Besuch aus der Mongolei. „Die weitgereisten Fachleute aus dem Baubereich sind auf der Suche nach alternativen Energieversorgungskonzepten für Gebäude und haben ein großes Interesse an der Nutzung von Solarenergie und am Thema Energieeffizienz“, erzählt Fickenscher. Der Architekt, Stadtplaner und Energieberater ist seit 2011 Mitglied im Sonnenhaus-Institut. Grund für das Interesse der Besucher sei die dramatische Luftverpestung durch Kohlenutzung und Verbrennungsmotoren ohne Feinstaubfilter oder Katalysatoren in der „kältesten Hauptstadt der Welt“, als welche die Gäste Ulan-Bator bezeichnen. Gesucht werden Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen und die knapper werdenden Kohlevorkommen in dem Land für nachfolgende Generationen zu schonen. Gleichzeitig liegt die Mongolei auf dem 50. Breitengrad und weist exzellente Voraussetzungen für die Nutzung und Speicherung von Solarwärme auf. So wurden die Fachleute auf das Sonnenhaus-Konzept, bei dem die Solarenergie im Mittelpunkt des Energiekonzeptes steht, aufmerksam.

Die Gruppe zu Besuch beim Sonnenhaus Plus in Döhlau Foto: Fickenscher Architektur

Mitte Mai war es wieder soweit. Am 14. und 15. Mai 2019 besuchte eine Delegation von Bauexperten aus der Mongolei das Hofer Sonnenhaus.

Anschließend begleitete Uwe Fickenscher die Gruppe zu verschiedenen Projekten in der Stadt und im Landkreis Hof. Die Gebäude mit Sonnenhaus-Konzept sind in den vergangenen neun Jahren realisiert worden. „Sie leisten einen Beitrag und wichtigen Impuls für die notwendige Energiewende und wurden auch schon mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet“, berichtet Architekt Fickenscher.

Die Themenschwerpunkte der Bildungsreise waren Solarenergie für Gebäude, Versorgungskonzepte mit erneuerbaren Energien, Kraft-Wärme-Kopplung und Abwärmenutzung mit Biogas-Blockheizkraftwerken, Ausbau eines Großwärmespeichers im Altbau sowie Sektorenkopplung für die Energiewende.

Hofer Sonnenhaus

Das Hofer Sonnenhaus ist seit 2019 in der Datenbank der beispielhaften Bauten des Bayerischen Bauministeriums und der Bayerischen Architektenkammer gelistet. Uwe Fickenscher berichtete von der Energieversorgungsgeschichte des Hofer Landes als einer der am dichtesten industrialisierten Regionen in Deutschland und Europa. Von der Abholzung zur Kohlenutzung über Öl und Gas hin zur regenerativen Energieerzeugung aus Sonne, Wind und Biomasse reichten die Themen.

Smart Home Gemeinhardt

Mit dem „Sonnenhaus Plus“ von Matthias Gemeinhardt, ebenfalls Mitglied im Sonnenhaus-Institut e.V., konnten sich die TeilnehmerInnen ein Wohnhaus ansehen, das mit modernster Smart Home-Technik ausgestattet ist. Seinen Plus-Energie-Standard erreicht das Einfamilienhaus durch eine Kombination aus Solarthermie mit Wärmespeicher und Photovoltaik mit Stromspeicher. Die Solartechnik stellt die Energie zur Verfügung, welche Familie Gemeinhardt zur Beheizung ihres Wohnhauses, für Warmwasser, Haushaltsstrom und Beleuchtung und auch für Elektromobilität benötigt.

Hochschule Hof

Auch der Besuch der Hochschule Hof stand auf dem Programm. Die Gruppe besuchte das Energieversuchslabor in Münchberg und den Lehrstuhl für Energietechnik. Sie informierte sich über Wärmedämmung aus nachwachsenden Rohstoffen, erfuhr Einzelheiten über die Planungen für ein Forschungsinstitut für Wasser und Energie und lernte Simulationssoftware für Energieversorgungskonzepte im Gebäudebereich kennen.
„Die Teilnehmer haben sehr wertvolle Impulse für ihre Arbeit in der Mongolei und die Entwicklung von Ideen und Maßnahmen mitgenommen“, sagt Fickenscher. Insgesamt besuchten 18 Teilnehmer aus dem Baubereich Oberfranken. Die Leitung hatte Dorj Namsrai inne. Er betreibt eines der führenden Haustechnikplanungsbüros in Ulan Bator und hat selber Versorgungstechnik in Magdeburg studiert. Die Teilnehmer arbeiten als Architekten, Bauingenieure, Elektroingenieure und Experten für Steuerungstechnik, Versorgungstechnikingenieure für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, Projektentwickler und Bauunternehmer.
Außerdem sind sie Mitglieder des Mongolischen Architekten- und Ingenieurverbandes MACD oder des Mongolischen Bauverbandes MACC. Diese Verbände arbeiten mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium zusammen und organisieren Fortbildungen für Solarenergienutzung in der Mongolei.
Im Februar 2018 hatte es bereits ein einwöchiges Sonnenhaus-Intensiv-Seminar gegeben. Es wurde durch das Berufsförderzentrum der Bayerischen Wirtschaft BfZ-International unter Mitwirkung von Uwe Fickenscher und Wolfgang Hilz und dem Photovoltaikexperten Axel Roth in Ulan-Bator angeboten und durchgeführt.
Im Sommer 2018 folgte ein Fortsetzungsseminar für eine Gruppe von Fachingenieuren aus der Mongolei in Zwiesel bei Wolfgang Hilz. Hilz ist Gründungsmitglied des Sonnenhaus-Instituts und plant und simuliert Sonnenhaus-Anlagen. Er war an vielen wegweisenden Sonnenhaus-Projekten beteiligt.
Im März 2019 hat der Architekten- und Ingenieurverband die erste Seminarveranstaltung für Solarenergienutzung im Gebäude in Kooperation mit dem Mongolischen Bauministerium gehalten und selber organisiert. „Die Seminarreihe soll ein bis zweimal im Jahr fortgesetzt werden“, berichtet Fickenscher. Organisator der Fortbildungsrundreise und der Kontakte ist das Berufsbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft, BfZ-Internationaler Bereich in Hof.

Weitere Informationen:
http://www.architekturplus.com/mnav.htm
www.facebook.com/fickenscherarchitekturplus
https://www.gemeinhardt.ag

Website-Text 25.05.2019

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