01.02.2012
Nördlich von Flensburg entsteht derzeit Deutschlands größtes Mehrfamilien-Sonnenhaus mit 18 Wohneinheiten, das seinen Jahreswärmebedarf zu 75 Prozent direkt mit der Sonne deckt. Immer mehr Vermieter setzen darauf, Wohnraum direkt mit Sonnenwärme zu heizen und bieten ihren Mietern so ein Zuhause mit minimalen laufenden Energiekosten. Dies belegt ebenfalls eine Umfrage des Sonnenhaus- Instituts e.V., die einen deutlichen Zuwachs an solar beheizten Mehrfamilienhäusern verzeichnete: über zehn Prozent der im vergangenen Jahr gebauten Sonnenhäuser sind Gebäude mit drei oder mehr Wohneinheiten.
Der Wassertank speichert das unerschöpfliche Potential der Sonne direkt als solare
Wärme und stellt sie den Hausbewohnern ebenso direkt zur Verfügung.
Bildquelle: B & O Gebäudetechnik
„Bei uns ist es allgemein üblich, dass die Höhe der Kaltmiete festliegt. Demgegenüber steigen die Nebenkosten jedoch stetig und deutlich, was die Wohnkosten letztlich unvorhersehbar macht. Vermieter von Sonnenhäusern hingegen können ihren Mietern unangenehme Überraschungen ersparen und ihnen über Jahre stabile Warmmieten zusichern“, erläutert Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus- Instituts.
Neben dem Aspekt der durchgehend niedrigen Heizkosten machen weitere Faktoren das Bau- und Heizkonzept des Sonnenhaus-Instituts für Mehrfamilienhäuser attraktiv: Ein großer Vorteil von Sonnenhäusern liegt in der Einfachheit ihrer Technik. So brauchen die Mieter keine Umlagen hoher Wartungs- und Folgekosten zu fürchten. Auch das spezifische Nutzungsverhalten einzelner Parteien bleibt in der Regel ohne Folgen für die Heiz- und Nebenkosten der Hausgemeinschaft. Schließlich erreicht ein Sonnenhaus im Vergleich zu anderen Niedrigenergiekonzepten, die zumeist strenge Anforderungen an sachgemäßes Nutzungsverhalten stellen, behaglichen Wohnkomfort ohne jede Einschränkung.
In Harrislee bei Flensburg gewinnen 384 Quadratmeter Kollektorfläche Wärme direkt von der Sonne, die in einem 66 Kubikmeter großen Wassertank gespeichert wird. Diese deckt 75 Prozent des Jahresheizwärmebedarfs für Heizung und Warmwasser. Die Bauherrin und Vermieterin, die Gewoba Nord Baugenossenschaft e.G., bietet ihren Mietern zunächst über drei Jahre eine Mietflatrate, die außer den persönlichen Strom- und Telefonkosten sämtliche Betriebskosten des Hauses enthält.
Nicht nur die Tatsache, dass es zunehmend solar beheizte Mehrfamilienhäuser gibt, sondern auch dass diese selbst ganz im Norden Deutschlands wirtschaftlich sind, beweist die Alltagstauglichkeit dieser Technologie. Sie ist bedienerfreundlich, krisensicher, wenig anfällig für technische Probleme und damit anderen Niedrigenergie-Heizkonzepten überlegen. Das macht das Sonnenhaus zum potentiellen Wohnraum für eine breite Gesellschaftsschicht.
Dem Sonnenhaus Institut ist daran gelegen, die soziale Dimension dieses Themas zu zeigen. Denn gerade für strukturschwache Regionen bieten sich Wohnanlagen mit solarthermischen Bau- und Heizkonzepten an. „Die Integration dieser Technologie in Mehrfamilienhäuser macht sie für die Menschen nutzbar, die auf stabile Wohnkosten angewiesen sind. Das Sonnenhaus-Konzept wird so nicht mehr von ein paar wenigen als Ausdruck eines Ideals genutzt, sondern kommt in der Mitte der Gesellschaft an“.