07.04.2005
„Die Idee ist äußerst interessant und wesentlich sinnvoller als Photovoltaik“
Straubing. Josef Zellmeier, Mitglied des Bayerischen Landtags, hat sich im Sonnenhaus Diergardt in Straubing über das Sonnenhaus-Konzept informiert. Auf dem Informationsgespräch am vergangenen Montag, 4. April, ließ sich der CSU-Politiker von Georg Dasch, erster Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts e.V., das Bau- und Heizkonzept erläutern, durch das 50 Prozent und mehr des Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser solar gedeckt werden können. Zellmeier war sichtlich begeistert: „Die Idee ist äußerst interessant und wesentlich sinnvoller als Photovoltaik“. Auch für seine eigene Altbausanierung nahm er Anregungen mit. Zellmeier kündigte an, dass er prüfen wolle, ob auch bei ihm das Heizen mit der Sonne möglich sei. Als Mitglied des Aufsichtsrats der Kreiswohnungsbau GmbH wolle er außerdem untersuchen lassen, ob bei der anstehenden Sanierung einer Wohnanlage die Sonnenhaus-Technik zum Einsatz kommen könne.
Nur 150 Euro Brennstoffkosten im Jahr
Architekt Dasch betonte, dass thermische Solaranlagen gerade im Bestand verbunden mit einer guten Dämmung stärker eingesetzt werden könnten. Hausbesitzer würden so nicht nur einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten, sondern könnten auch erhebliche Kosten einsparen. Dies bestätigte Gisela Diergardt. Nur drei Ster Holz haben sie und ihr Mann Volker in ihrem zweiten Winter im Sonnenhaus verbraucht. „Dies ist ein halbes Ster mehr als im ersten Winter im Neubau“, berichtete sie. Der Grund dafür waren überdurchschnittlich viele neblige Tage im November. Mit rund 150 Euro lägen die Brennstoffkosten aber immer noch extrem niedrig. „Und selbst wenn sich der Holzpreis irgendwann verdreifachen sollte, sind drei Ster Holz immer noch finanzierbar“, freute sich die ehemalige Lehrerin. Die Unabhängigkeit von Öl und Gas war einer der Hauptgründe für den Bau des regenerativ beheizten Hauses.
Das Sonnenhaus der Familie Diergardt wird durch 60 Quadratmeter Sonnenkollektoren zu 70 Prozent solar beheizt. Das Süddach hat eine vergleichsweise steile Neigung von 41 Grad. So können gerade im Winter hohe Solarerträge erzielt werden. Die Sonnenwärme wird in einem Solartank mit 9,7 Kubikmeter Fassungsvermögen gespeichert. In dem Haus steht er zwischen Flur, Küche und Wohnzimmer und sorgt so für „ungewöhnlich runde Ecken“. Für die Nachheizung nutzen die Diergardts einen Stückholzkessel.
von links: Georg Dasch (Architekt), Andreas Schuster (Firma Soleg), Alban Huber (Steuerberater), MdL Josef Zellmeier, Karin Krinner (Rechtsanwältin), Gisela und Volker Diergardt (Hauseigentümer)
Wichtig fand Josef Zellmeier auch, dass ein Sonnenhaus nicht zwangsläufig aus Holz sein muss. „Ein Holzhaus ist nicht jedermanns Geschmack“, meinte er, als Georg Dasch von bereits realisierten Massivbauten mit Sonnenhaus-Technik berichtete. Bei Holzhäusern wiederum komme auch in den Innenräumen nur dort Holz zum Einsatz, wo die Bauherren es wirklich wollen. Davon konnte sich der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Straubing-Bogen bei Familie Diergardt überzeugen. Schon so mancher Gast war erstaunt, dass er innen keine Holzwände wie im Blockhaus vorfand, erinnerte sich Gisela Diergardt.
Architekt Georg Dasch wies noch darauf hin, dass die niederbayerische Stadt Straubing sich immer mehr zum Hightech-Standort für erneuerbare Energien entwickele. Durch das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe, zu dem ein Wissenschaftszentrum, das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und C.A.R.M.E.N. gehören, und jetzt auch das Sonnenhaus-Institut werde von Straubing aus eine immer größere Lobby für Biomasse und solares Heizen geschaffen.