Gelungener Auftakt für Sonnenhaus-Tag im Bauzentrum München
Rund 170 Fachleute, darunter Architekten, Planer, Energieberater sowie Mitarbeiter von Wohnungsunternehmen, Energieversorgern und Fachbetrieben, haben den ersten Sonnenhaus-Tag am 28. Juni 2016 im Bauzentrum München besucht. Unter dem Motto „Solare Energie für Gebäude – Wärme, Strom und Mobilität“ hatten das Sonnenhaus-Institut e.V. und das Bauzentrum München erstmals zu dem Fachtag eingeladen. „Wir freuen uns sehr über die gelungene Premiere und das große Interesse an unserem Baukonzept“, sagt Georg Dasch,1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts e.V.
Effizienter Umgang mit Energie
Die eintägige Veranstaltung deckte eine große Bandbreite an Themen ab. Zur Einführung erläuterte Architekt Georg Dasch die Bedeutung von Sonnenhäusern für die Energiewende und den Klimaschutz. Bei diesem Energiesparhaus werden zusätzlich zu großen Solarwärmeanlagen zur Wärmeerzeugung auch Photovoltaikanlagen für die Stromversorgung und Elektromobilität mit eingeplant. Damit trägt das Sonnenhaus-Konzept den drei Säulen der Energiewende – Wärme, Strom und Mobilität – Rechnung. Durch die größtmögliche CO2-Einsparung in allen drei Sektoren wird der Verbrauch der fossilen Ressourcen Kohle, Öl und Gas reduziert.
„Die Energiespeicherung und das bedarfsgerechte Zur-Verfügung-stellen der Energie sind heute größere Herausforderungen als die Erzeugung“, sagte Dasch und betonte die jahrzehntelange Erfahrung mit Energiespeicherung des Kompetenz-Netzwerks für solares Bauen. Thema des Sonnenhaus-Instituts sei es, mit gespeicherter Energie möglichst effizient umzugehen. Das betrifft auch den Umgang mit Holz, das ideal ist für die Zuheizung bei großen Solarwärmeanlagen. Als Beispiel nannte er ein Sonnenhaus in der Nähe von Landshut, das in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt nur rund eineinhalb Raummeter Holz pro Jahr für die Nachheizung in dem Einfamilienhaus benötigt hat.
Geschickte Integration des Wärmespeichers
Rainer Körner, 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, stellte Sonnenhäuser der ersten und zweiten Generation vor. Der Geschäftsführer des Heilbronner Wohnungs-bauunternehmens KHB-Creativ Wohnbau (auf dem Foto in der Mitte) baut seit 2009 Sonnenhäuser, seit 2012 auch mit Photo-voltaikanlage und solarstromgeregelter Wärmepumpe. Anhand von Beispielen zeigte er, wie der Wärmespeicher geschickt in das Gebäude integriert werden kann. Körner stellt ihn mit Vorliebe an einer Außenwand auf, die etwas herauskragt, so dass im Innenraum weniger Platz für den Speicher benötigt wird. Bei der Einbindung von Photovoltaik und Wärmepumpe wird der Solarstrom zunächst für den Haushalt genutzt, im zweiten Schritt zur Erzeugung von Wärme beziehungsweise dem Antrieb der Wärmepumpe. Der verbleibende Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. „Auf Solarthermie möchten wir aber nicht verzichten, gerade, wenn eine Wärmepumpe genutzt wird“, fügte Körner hinzu. Er begründete dies mit der hohen Effizienz von Solarthermie-Kollektoren.
Kaufkraftgewinn durch Energieeinsparung
Ein Sonnenhaus ist ein exklusives Hauskonzept, das seinen Bewohnern Unabhängigkeit und Versorgungs-sicherheit, Luxus, Komfort und Lebensqualität biete, betonte Andreas Schuster, ebenfalls Vorstandsmitglied im Sonnenhaus-Institut. Der Ingenieur und Geschäftsführer des Heizungs-fachbetriebes Schuster Gebäudetechnik, der für 180 weitgehend solar beheizte Häuser die Heiztechnik geplant und geliefert hat, referierte zum Marketing für Sonnenhäuser. Mit Blick auf die Mehrkosten für die Heiztechnik betonte er die Einsparung, die Solarthermie-Anlagen für die Besitzer im Alter bieten. „Man muss Weitblick entwickeln. Die Energie-einsparung bedeutet Kaufkraftgewinn im Alter. Die Ersparnisse sind steuerfrei, wert-steigernd und 100 Prozent sicher.“ Zudem würden Sonnenhaus-Heizungen seit April 2015 sehr gut durch das Marktanreizprogramm gefördert. Bauherren können bis zur Hälfte der Investitionskosten für die Solarkollektoren als BAFA-Zuschuss erhalten. Sonnenhäuser werden jedoch nicht nur von privaten Bauherren errichtet, sondern auch von gewerblichen und kommunalen Auftraggebern. „Bei größeren Wohngebäuden sinken die Kosten für die Sonnenhaus-Technik im Verhältnis zur erreichbaren Einsparung. Großflächenkollektoren und vorinstallierte, fertig gedämmte Solarspeicher sind ein Weg, die Kosten zu reduzieren“, sagte Schuster.
Geschäftsmodell für Energieversorger, Wohnungsunternehmen, Banken
Warum Sonnenhäuser auch für Wohnungsunternehmen, Energieversorger und Banken interessant sind, erklärte Sonnenhaus-Planer und Vorstandsmitglied Bernd Kerscher. Er referierte zum Zukunftspotenzial dieses Energiesparhaus-Typs. Hier hat vor allem Timo Leukefeld, ebenfalls Mitglied des Vorstands, Geschäftsmodelle zu „vernetzten energie-autarken Gebäuden“ entwickelt, die er bereits mit Unternehmen aus diesen Branchen umsetzt. Kerscher zeigte auch neue Entwicklungen wie einen Kühlschrank, der mit solarthermischer Wärme betrieben wird. „Somit wäre sogar eine Gebäudekühlung mit dem sommerlichen Solarthermie-Überschuss möglich“, kommentierte er.
Weitgehend solar beheizte Mehrfamilienhäuser
Auch der Schweizer Solarpionier Josef Jenni, auf den das Sonnenhaus-Konzept zurückgeht, war angereist. Der mehrfach ausgezeichnete Wärmespeicherhersteller stellte die ausschließlich solar beheizten Mehrfamilienhäuser vor, die er selbst an seinem Firmensitz in Burgdorf im Kanton Bern gebaut hat. Dabei berichtete er auch offen über die Erfahrungen, die sein Unternehmen durch das erste 100-Prozent-Sonnen-Mehrfamilienhaus gesammelt hat. Während der Wärmespeicher beim ersten Gebäude mit acht Wohnungen noch 205.000 Liter Wasser fasste, hatte er bei dem zweiten und dritten Mehrfamilienhaus nur noch 108.000 Liter Fassungsvermögen. Auch wurde das Süddach nicht mehr komplett mit Solarkollektoren bedeckt, sondern nur noch zu 60 Prozent.
Seine eigenen Projekte hätten einen großen Nachahmeffekt gehabt, sagte Jenni. Als Beispiel nannte er Mehrfamilienhäuser der gemeinnützigen Baugenossenschaft Selbsthilfe Salzachkreis im bayerischen Laufen sowie zahlreiche Projekte der FASA AG in Chemnitzer Raum. Den Teilnehmern gab er einen Tipp mit auf den Weg: „Selbst ein Sonnenhaus zu bauen, ist besser, als PR-Kurse ‚Wie verkaufe ich eine Sonnenheizung‘ zu besuchen.“ Für seinen unterhaltsamen Vortrag und das nunmehr 40-jährige Engagement für Sonnenhäuser erhielt der 63-Jährige lang anhaltenden Applaus.
Sonnenhaus Autark und Sonnenhaus Plus
Wolfgang Hilz, Mitbegründer und langjähriges Vorstandsmitglied im Sonnenhaus-Institut, erläuterte die neuen Sonnenhaus-Kategorien und die hervorragende BAFA-Förderung, die es aktuell für Sanierungen zum Sonnenhaus und für Neubauten gibt. Neben dem klassischen „Sonnenhaus Standard“ mit einer großen Solarthermie-Anlage und Biomasseheizung gibt es nun auch das „Sonnenhaus Plus“ und das „Sonnenhaus Autark“. Ein Sonnenhaus Plus weist durch die Photovoltaikanlage einen Stromüberschuss in der Jahresbilanz auf. Ein Sonnenhaus Autark hat einen Autarkiegrad von mindestens 50 Prozent in der Stromversorgung. Definition eines Sonnenhauses ist aber nach wie vor, dass mindestens 50 Prozent des Heizenergiebedarfs solar gedeckt werden, nun aber mit Solarthermie und / oder Photovoltaik.
Intelligente Regelungstechnik für Sonnenhäuser
Weiterhin referierte Andreas Nitsch, Geschäftsführer von ReWaTech (bisheriger Firmenname: Nitsch Regelungstechnik), über Steuerungen, die eine optimale Nutzung von Sonnenenergie gewährleisten. Otto Schüring von Insta-Energy befasste sich mit Energie-Insellösungen für komplexe Anlagen mit Photovoltaik, Stromspeicher, Hybridwechselrichter und Blockheiz-kraftwerk. Werner Hillebrand-Hansen, Geschäfts-führer der eProjekt TNS GmbH, ging auf das Potenzial der Elektromobilität und die Einbindung von Elektroautos in Sonnenhaus-Konzepte ein.
Solarthermie für industrielle Prozesse
Alexander Littel, Leiter der Abteilung Technik und Entwicklung bei CitrinSolar, stellte Prozesswärmeanlagen mit solaren Deckungsgraden ab etwa 50 Prozent vor. Ein Beispiel ist eine Solarwärmeanlage mit einer Kollektorfläche von 51,6 Quadratmetern, die dafür sorgt, dass die Lagerhalle einer Spedition frostfrei bleibt. In einem anderen Fall hat eine Wäscherei eine 92 Quadratmeter große Kollektorfläche installieren lassen, um damit das Wasser zu erwärmen. Der Kollektor- und Speicherhersteller CitrinSolar nutzt auch selbst die Solarthermie. An der Fassade und auf dem Dach der Halle, in der die Kollektoren gefertigt werden, sind 210 Quadratmeter Solarkollektoren montiert.
„Die Technik ist ausgereift und tausendfach erprobt“, sagte Georg Dasch zusammenfassend. Das Sonnenhaus-Institut werde jetzt weiter an der Standardisierung und Enttechnisierung arbeiten. Auch sei das Sonnenhaus als eines von diversen Energiesparhaus-Konzepten zu betrachten: „Es wird verschiedene Lösungen geben: Es wird ein Passivhaus geben, es wird ein Sonnenhaus geben und es wird ein Hybrid-Haus geben.“
Roland Gräbel, Leiter des Bauzentrums München, der die Veranstaltung und die Podiumsdiskussion, an der auch der Architekt Holger König teilnahm, moderierte, zog ein positives Fazit. „Es ist wichtig, sich mit Baukonzepten auseinander zu setzen, bei denen neben den Kosten auch Aspekte der Nachhaltigkeit bedacht werden.“ Als gemeinsamen Nenner für alle nachhaltigen Baukonzepte empfiehlt er, Qualität als gemeinsames Merkmal zu platzieren, um zusammen wachsende Märkte für nachhaltige Bauweisen generieren zu können. In seinem Schlusswort signalisierte Gräbel bereits Interesse an einem zweiten Sonnenhaus-Tag im Bauzentrum München.
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